Bakelit. Die Sammlung Georg Kargl

Bakelit. The Georg Kargl Collection

Technical coordination for the exhibition at MAK

According to its meaning, a niche opens up a space that it encloses in relation to the context in which it is embedded. It creates space and an independent sphere, which it delimits both structurally and in terms of content, while remaining connected to the larger whole of which it is essentially a part.

Etymologically, the word niche derives from the French la niche, a term that is used more in its Romance source language than in German for the art-historical consideration of works of architecture. This especially under the aspect of their function as preservers of statues and cultic objects.

Embedded in the architecture of the space, the Niche of the Berkson Collection refers to this concept and translates it aesthetically as well as curatorially into a contemporary context as a permanent exhibition display for changing presentations. In the form of a square wall recess in the entrance area of the adjoining salon, it opens up a place designated for art: a minimalist, smoothly cut cube. With its interior dimensions of 100 by 100 centimeters and a depth of 60 centimeters, it encloses the work on display and offers an unobstructed view of it, at about the height of a human torso. However, this is only possible on its front side and - depending on the shape of the object and its distance from the walls - partially on its side views. The back side remains hidden. The niche is unlocked and allows a glimpse into its space, but cannot be entered due to its height.

Unlike a pedestal, for example, if it were placed freely in the room, the possibility of viewing the work from any side is eliminated. In the niche, it is less exposed and stands in a protected refuge where it can lean if necessary. The niche does not foreground, but exposes by withdrawing. It does not indicate the presence of a particular object from afar, but reveals itself only by being sought out and standing directly vis-à-vis in front of it. Thus, only a few can enter into communication with the work of art at the same time.

The walls of the niche protrude a little beyond the wall into the room and thus form an accentuated frame for the exhibited object.

Each show presents exclusively one work, whereby this is created by changing artists especially for the location, and in the reduction of the presentation to one artwork in the broader context of the curatorial concept, it turns out to be an ingenious system of references that is not exhausted in the exhibition of one work, but rather integrates various other elements and conceptually places them in a larger whole. By interrupting the continuity of the wall space as its negation, the niche as a three-dimensional frame with depth effect haptically grasps the object and at the same time, in an optical-indexical assignment, its content as a place of art.

Accompanying each show is a limited edition of the publication "Die andere Seite" ("The Other Side"), which depicts the new work of art on an accompanying large-format poster, sometimes also showing its backside, which is otherwise hidden from view. In the context of artist conversations printed therein with a person from art and theory newly selected for each occasion, insights are made possible into the artistic worlds of thought and creation from which emanations for the niche materialize.

The exhibition series, designed as soirées, incorporates yet another essential element. At each opening, musicians play current excerpts of advanced contemporary compositions, thus expanding the sensory space of experience in the texture of the evening.

Philipp Levar


Eine Nische öffnet ihrer Bedeutung nach einen Raum, den sie gegenüber dem Kontext einhegt, in den sie eingebettet ist. Sie schafft Platz und eine eigenständige Sphäre, die sie strukturell wie inhaltlich eingrenzt, und bleibt dabei mit dem größeren Ganzen verbunden, dessen Teil sie wesenhaft ist.

Etymologisch leitet sich das Wort Nische vom französischen la niche ab, einem Begriff, der in seiner romanischen Quellsprache stärker als im Deutschen für die kunsthistorische Betrachtung von Werken der Baukunst Verwendung findet. Dies insbesondere unter dem Aspekt ihrer Funktion als Bewahrerin von Statuen und kultischen Gegenständen.

Eingelassen in die Architektur des Raums referiert die Niche der Sammlung Berkson auf diesen Begriff und übersetzt ihn als permanentes Ausstellungsdisplay für wechselnde Präsentationen ästhetisch wie kuratorisch in einen zeitgenössischen Kontext. In Form einer quadratischen Wandvertiefung im Eingangsbereich des anschließenden Salons öffnet sie einen der Kunst designierten Ort: Einen minimalistischen, glatt geschnittenen Cube. Mit seinen Innenmaßen von 100 mal 100 Zentimetern und einer Tiefe von 60 Zentimetern hinterfängt er das jeweils ausgestellte Werk und bietet, ungefähr auf der Höhe eines menschlichen Torsos gelegen, einen freien Blick darauf. Wiewohl, dies nur einwandfrei auf seine Vorderseite und – je nach Gestalt des Objekts und seinem jeweiligen Abstand zu den Wänden  – partiell auf seine seitlichen Ansichten möglich ist. Die Rückseite bleibt im Verborgenen. Die Niche ist unverschlossen und gewährt einen Einblick in ihren Raum, ist aber aufgrund ihrer Höhe nicht betretbar.

Im Gegensatz zu einem Podest, etwa wenn dieses frei im Raum platziert wäre, entfällt die Möglichkeit, das Werk von jeder Seite zu betrachten. In der Niche ist es weniger ausgesetzt und steht in einem geschützten Refugium, in dem es sich gegebenenfalls auch anlehnen kann. Die Niche stellt nicht in den Vordergrund, sondern exponiert durch Rücknahme. Sie weist nicht schon von weitem auf die Präsenz eines besonderen Gegenstands hin, sondern offenbart erst durch ein Aufsuchen und einem direkt vis-à-vis vor ihr Stehen. So können auch nur wenige zugleich in Kommunikation mit dem Kunstwerk treten.

Die Wände der Niche ragen ein Stück weit über die Mauer hinaus in den Raum hinein und bilden damit einen akzentuierten Rahmen für das ausgestellte Objekt.

Jede Schau zeigt ausschließlich eine Arbeit, wobei diese von wechselnden Künstlern und Künstlerinnen eigens für den Ort geschaffen wird, und entpuppt sich in der Reduktion der Präsentation auf ein Kunstwerk im weiteren Kontext des kuratorischen Konzepts als ausgeklügeltes Verweissystem, das sich nicht in der Ausstellung eines Werks erschöpft, sondern verschiedene weitere Elemente einbindet und konzeptuell in ein größeres Ganzes setzt. Indem die Niche als dreidimensionaler Frame mit Tiefenwirkung die Kontinuität des Wandraums als dessen Negation unterbricht, erfasst sie haptisch das Objekt und zugleich in einer optisch-indexikalischen Zuweisung seinen Inhalt als Ort der Kunst.

Begleitend zu jeder Schau erscheint eine limitierte Auflage der Publikation „Die andere Seite“, die auf einem beiliegenden, großformatigen Poster das neue Kunstwerk abbildet und dabei mitunter auch seine eben angesprochene, sonst den Blicken entzogene, Rückseite zeigt. Im Rahmen darin abgedruckter Künstlergespräche mit einer für jeden Anlass neu gewählten Person aus Kunst und Theorie werden Einblicke in die künstlerischen Gedankens- und Schaffenswelten ermöglicht, aus denen Emanationen für die Niche materialisieren.

In die als Soirées angelegte Ausstellungsreihe fließt noch ein weiteres wesentliches Element mit ein. Zu jeder Eröffnung
spielen Musikschaffende aktuelle Auszüge avancierter
zeitgenössischer Kompositionen und erweitern damit den
sinnlichen Erfahrungsraum in der Textur des Abends.

Philipp Levar

Curators
Rainald Franz, Gerson Lessa

Artist concept
Mladen Bizumic

Technical coordination
Margula Architects

Team
Itai Margula, Jane Zandonai

LOCATION
MAK

DURATION of the Exhibition
15. Juli bis 13. Dezember 2020

Photos © Aslan Kudrnofsky, Georg Mayer/MAK